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Interreligiöser Frauendialog
Donnerstag, 27. März, 18:30 - 20:30
Teil 2 der Veranstaltungsreihe zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus 2025
Part 2 of the series of events for the International Weeks against Racism 2025: Interreligious women’s dialogue
Musikalische Begleitung: Mexikanisches Duo: Scherhezada Cruz
Begrüßung: Dr. Corina Toledo
Moderation: Prof. Dr. Elisabeth Naurath
Referentinnen:
- Mina Ahadi, österreichische politische Aktivistin iranischer Herkunft, Vorsitzende Zentralrat der Ex-Muslime
- Deborah Feldman, deutsch-amerikanische Autorin »Unorthodox«
- Bettina Mehic, Gymnasiallehrerin, Münchner Forum für Islam, AusARTen-Kollektivs
- Susanne Schneider, Missionarin Christi, Sprecherin der OrdensFrauen für MenschenWürde, Reformgruppe Maria 2.0.
„Der Kampf um Emanzipation findet heute nicht zwischen Männern und Frauen statt, sondern zwischen modernen und erzkonservativen Menschen!“ Petra Bosse-Huber, evangelische Theologin
Dass die Position der Frau in den großen Weltreligionen äußerst problematisch ist, wird uns in der gegenwärtigen Welt immer wieder vor Augen geführt. Gerade in Süd- und Nordamerika beobachten wir Entwicklungen, die zeigen, dass nicht nur das Image der Frau, sondern auch die in den Gesellschaften vorgesehenen Handlungsoptionen für Frauen von vermeintlich christlichen Werten konkret eingeschränkt werden. In den USA ist die nun deutlich erschwerte Option einer Abtreibung unter anderem auf ein erzkonservatives christliches Fundament zurückzuführen. Auch in Lateinamerika – wo in vielen Ländern gerade die fundamental-konservativen Kirchen starken Zulauf erfahren – aber auch in der europäischen Gesellschaft, prägt der christliche Diskurs das Bild der Frau. Ähnlich sieht es in Islam und Judentum aus. Seit Jahrtausenden haben Männer in allen Weltreligionen das Sagen. Frauen müssen bis heute kämpfen, um nicht mehr als untergeordnetes Geschlecht wahrgenommen zu werden. Dass Gleichberechtigung und Gleichstellung innerhalb der Institutionen erreicht werden kann, erscheint heute noch als ein sehr schwieriges Unterfangen.
Der „Interreligiöser Frauendialog“ wurde von Frau Dr. Corina Toledo zum ersten Mal 2016 im Rahmen des „Hohen Friedensfestes“ und der Ausstellung „Wahrnehmung von Frauen“ in Augsburg ins Leben gerufen und ist dort inzwischen eine Institution. Auch in München laden wir Expertinnen aus den drei wichtigsten monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam ein, sich mit Respekt und auf Augenhöhe zu begegnen und sich über Glaubensfragen und die jeweilige religiöse Praxis auszutauschen. In einer Podiumsdiskussion wollen wir den Diskurs zur Rolle der Frauen in den Religionen näher analysieren und Möglichkeiten aufzeigen, wie religiös motivierte Unterdrückung aufzubrechen ist.
- Was können die Referentinnen aus ihrer persönlichen Erfahrung im Blick auf ihren Glauben berichten?
- Wie nehmen die Referentinnen die jeweiligen weiblichen Figuren in ihrer Religion wahr? Welche religiösen Frauengestalten sind für sie Vorbilder?
- Wie erleben die Referentinnen die traditionell institutionell organisierte Unterordnung der Frau unter der „männlichen Autorität“ innerhalb ihrer Glaubensgemeinschaften – wie interpretieren sie die jeweiligen Stellen in der Torah, in der Bibel und im Koran?
- Wie sind die Positionen zum Wandel hin zu einer „neuen Wahrnehmung der Geschlechterordnung“ in den jeweiligen Glaubensrichtungen?
- Sehen die Referentinnen die Themen Sexualität, Homosexualität, Diversität im Zusammenhang mit ihren „Heiligen Texten“ als auslegungsfähig?
- Auf welchen Mythen oder Stereotypen über Weiblichkeit und damit Moral und Tabu basiert die Hegemonie der männlichen Priester seit Jahrtausenden?
- Wie können die Narrative der dichotomen Figur der Heiligen, Jungfrau, Mutter versus Wüstling, Prostituierte, Ketzerin oder Hexe umgewandelt werden?
- Worin sehen die Referentinnen die Zementierung von Machtverhältnissen der monotheistischen Weltreligionen?
- Wie stehen sie zum politischen Feminismus, zu den feministischen Forderungen nach fundamentalen Veränderungen?
Die Referentinnen tauschen sich über ihr eigenes, von ihrer Religion geprägtes Leben aus – und über die Rolle und Bedeutung von Frauen in Religion und Gesellschaft. Sie reflektieren zusammen mit dem Publikum die aktuellen Diskurse und Entwicklungen, analysieren und untersuchen, wie die monotheistischen Weltreligionen mit neuzeitlichen Themen der Geschlechterordnung, Sexualität, Homosexualität und Diversität im Zusammenhang mit den „Heiligen Texten“ umgehen. Wichtig ist die Einbeziehung verschiedener Zielgruppen und Organisationen wie christlicher Verbände, muslimischer Verbände und Gemeinschaften, Kirchen, Frauenorganisationen und Universitäten.
Referentinnen:
Mina Ahadi wuchs als Teil der ethnischen Minderheit der Aserbaidschaner mit ihrer verwitweten Mutter und vier Geschwistern im dörflichen Iran auf. Unter dem Einfluss des atheistischen Großvaters wandte sie sich als Jugendliche vom Islam ab. Ihr Studium der Medizin an der Universität Täbris wurde erschwert durch ihre Weigerung, eine Kopfbedeckung zu tragen und ihr Engagement in der linken Opposition. Nach ihrer Teilnahme an einer Protestaktion gegen die Pflicht zur Vollverschleierung wurde sie knapp vor dem Abschluss zwangsexmatrikuliert.
Ende 1980 verhaftete der iranische Geheimdienst bei der Durchsuchung ihrer Wohnung ihren Ehemann sowie fünf Gäste – alle sechs wurden kurz darauf wegen politischer Aktivitäten hingerichtet. 1981 gelang Mina Ahadi nach monatelangem Verstecken im Teheraner Untergrund die Flucht in die Kurdenregion im Westen des Landes, wo sie knapp zehn Jahre als Partisanin bei der kommunistischen Untergrundorganisation Komalah verbrachte und ihren zweiten Mann kennenlernte.
Die gemeinsame Tochter kam in Wien zur Welt. Nach ihrem Besuch in Wien wurde deren Großmutter 1994 im Iran für zwei Wochen inhaftiert, verriet unter Druck den Wohnort ihrer Tochter, konnte diese aber noch rechtzeitig warnen. Mina Ahadi floh im Jahr 1995 mit ihrer Familie von Wien nach Köln, wo ihre zweite Tochter geboren wurde.
Im Jahr 2000 gründete Mina Ahadi das Internationale Komitee gegen Steinigung – das daraus entstandene internationale Netzwerk von rund 200 Einzelorganisationen konnte durch Proteste bei Regierungen Steinigungen verhindern. Ahadi wurde zur Kontaktperson vieler Frauen, denen Ehrenmorde drohten. Die Gründung des Zentralrats der Ex-Muslime (2007) für vom Islam abtrünnige Menschen, dessen Vorsitzende sie seither ist, brachte Mina Ahadi massive Bedrohungen bis hin zur Androhung der Todesstrafe ein – sie stand fortan unter Polizeischutz.
Bettina Mehic ist Gymnasiallehrerin für Deutsch, Geschichte, Politik und Gesellschaft und Islamkunde. Sie ist am Münchner Forum für Islam aktiv und Mitglied des AusARTen-Kollektivs.
Deborah Feldman ist eine deutsch-US-amerikanische Autorin. Sie wurde 1986 in New York geboren und wuchs bei ihren Großeltern, Holocaust-Überlebenden aus Ungarn, in der chassidischen, streng religiösen Satmarer-Gemeinde in Williamsburg auf. Ihre Muttersprache ist Jiddisch.
Sie studierte heimlich Literatur und brach schließlich aus der Gemeinde aus; später zog sie mit ihrem Sohn nach Berlin. Ihre autobiografische Erzählung »Unorthodox« wurde schlagartig zum New-York-Times-Bestseller, erreichte eine Millionenauflage und wurde in 30 Sprachen übersetzt, sowie in der internationalen Verfilmung mit einem Emmy ausgezeichnet. (mehr Fotos auf https://www.deborahfeldman.de/presse-fotos/)
Sr. Susanne Schneider wurde 1963 in Laufenburg geboren. Im Zentrum Ihrer Ausbildung und Tätigkeiten stand der christliche Glaube: im Studium am “Seminar für Gemeindepastoral und Religionspädagogik” in Freiburg”, in der Tätigkeit als Gemeindereferentin, beim Studium der Katholischen Theologie und Germanistik in Freiburg im Breisgau (Diplom/Lehramt) und bei der Ausbildung zur Pastoralreferentin im Erzbistum Freiburg. 1999 trat sie bei den Missionarinnen Christi ein. 2001 -2016 arbeitete sie als Theologin, Pastoralreferentin und Ordensfrau in Leipzig- bei der Kontaktstelle der katholischen Kirche für Lebens- und Glaubensfragen. Seit 2016 ist die Ordensfrau als Bildungsreferentin für Frauenseelsorge und weltkirchliche Spiritualität bei Missio München tätig. Sie ist Sprecherin der OrdensFrauen für MenschenWürde und engagiert sich in der katholischen Reformgruppe Maria 2.0.
Den interreligiösen Dialog sieht sie als wichtigen Impuls für ein gelingendes Miteinander der Religionen.
Moderation: Prof. Dr. Elisabeth Naurath ist Inhaberin des Lehrstuhls für Religionspädagogik und Didaktik an der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg (Deutschland). Sie studierte Evangelische Theologie an den Universitäten München, Göttingen und Heidelberg. 2008 wurde sie zur Pastorin der evangelisch-lutherischen Konfession ordiniert.
Ihr Lehrstuhl hat das Profil des interreligiösen Lernens als Friedensbildung. Sie gründete eine lokale “Religions for Peace-Gruppe” als Frauengruppe in Augsburg-Schwaben, um die weibliche Stimme der Religionen in der interreligiösen Zusammenarbeit zu stärken. Seit 2021 ist sie Vorsitzenden von “Religions for Peace” Deutschland und Mitglied des Vorstands von “Religions for Peace Europe”
“Am interreligiösen Frauendialog interessiert mich besonders, die meist vergessenen Sichtweisen von Mädchen und Frauen kennenzulernen und damit eine unverzichtbare Weitung der Perspektiven in den Diskurs einzutragen. Außerdem fasziniert mich die Kommunikationsform im interreligiösen Frauendialog, die ich als besonders erfahrungsorientiert, alltags- und lebensnah kennenlernen konnte. Dies erhöht die Relevanz der Fragestellungen.”
Prof. Dr. Elisabeth Naurath
